Bibliotheken hatten eine große Bedeutung für die richtige Entwicklung des Klosters: sie waren eine Bedingung für das entsprechende geistige Niveau der Mönche, eine Hilfe bei der Seelsorge und indirekt ein Kulturzeugnis der Gesellschaft, im Rahmen deren sie funktionierten. Gemäß der die Armut anordnenden Klosterregel der Bernhardiner war die Bücherzahl begrenzt. Als Erwerbsmethode waren nur Schenkungen zugelassen (eine Milderung des Grundsatzes erfolgte erst mit der Druckverbreitung). Seit ihrer Entstehungszeit (1468) befassten sich die Bernhardiner aus Radom mit der Seelsorge; nach der Teilung Polens wurde das Kloster zu einem tatkräftigen Zentrum des nationalen Lebens. Der seit dem Anfang des Klosterbestehens gesammelte Bücherbestand wurde für das Ordensstudium und für Ordensbrüder als eine fromme Lektüre bestimmt. Das Bibliothekinventar umfasste 1398 Exemplare. Sein Charakter war dem Charakter des Ordens angemessen: die Mehrheit bildeten theologische Bücher, weiterhin homiletische und philosophische Werke, Bibelexemplare, Bücher aus dem Fachbereich der Kirchengeschichte, des kanonischen und weltlichen Rechts und eine geringe Anzahl von Büchern aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen und sprachwissenschaftlichen Bereich. In der Radomer Bibliothek befanden sich beinahe aus ganz Europa stammende Bücher. Von 163 Verlagszentren lagen nur 20 in den Grenzen des Polen vor der Teilung. Die Ganzheit der gesammelten Literatur zeugt von einem hohen Niveau der Buchkultur in dem Radomer Konvent in seinem Existenzraum.
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